„Wir brauchen jeden Platz!“ – Staatssekretärin Marjam Samadzade besucht neues Frauenhaus in Schleswig. Landesregierung fördert die Einrichtung mit rund 200.000 Euro. Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland kooperieren an zwei Standorten.
Foto oben v.l.: Andrea Gonschior (Leitung Brücke Frauenhäuser gGmbH), Dr. Wolfgang Buschmann (Landrat Schleswig-Flensburg), Staatssekretärin Marjam Samadzade, Peter Wittenhorst (ehem. Vorsitzende des Arbeits- und Sozialausschusses Kreis SL-FL), Brücke-Vorständin Heike Rullmann, Frauenhausleiterin (SL) Alix Voland.
Nachdem sich der Kreis Schleswig-Flensburg gemeinsam mit dem Kreis Nordfriesland beim Land Schleswig-Holstein für ein Frauenhaus an zwei Standorten eingesetzt hatte, wurde am 25. September nun ein komplett saniertes Haus in Schleswig seiner Funktion übergeben. Auf ca. 570 qm (plus rund 100qm Reserve für bspw. Platzerweiterung) werden vier Sozialarbeiterinnen und eine Hauswirtschafterin von Gewalt betroffene oder bedrohte Frauen (und ihre Kinder) in 15 Wohnmöglichkeiten und mit einer „24/7-Rufbereitschaft“ beraten. Die vom Land bewilligte Platzzahl 12 stockte der Kreis Schleswig-Flensburg um drei auf, um die Mindestgröße für ein funktionierendes Frauenhaus zu erreichen: „Bei einer geringeren Platzzahl würde die Personalfinanzierung nicht ausreichen, und auch zusätzlich notwendige Aufgaben wie Kinderbetreuung, Präventionsarbeit und Weiterqualifizierung wären nicht leistbar“, erläuterte Andrea Gonschior, Leiterin der Brücke Frauenhäuser gGmbH. Bislang gab es im gesamten Kreisgebiet kein Frauenhaus. Frauen in Not mussten sich an Einrichtungen in Flensburg, Kiel oder an das Frauenhaus der Brücke in Rendsburg (26 Plätze) wenden.
Anlässlich der Eröffnung in Schleswig verwies Marjam Samadzade, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung auf das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel, mit der Schaffung der beiden Frauenhaus-Standorte in Schleswig und (geplant) in Nordfriesland dem flächendeckende Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen ein wichtigen Schritt näher zu kommen, um Frauen und ihre Kinder zu schützen. Sie zeigte sich dankbar für die erfolgreiche Kooperation zwischen Land, den Kreisen und der Brücke, betonte allerdings auch, dass „die Unterbringung in entsprechenden Einrichtungen immer das letzte Mittel sei. Geschlechtsspezifischer Gewalt muss effektiv vorgebeugt werden!“
Für alle Anwesenden geltend dankte auch Landrat Dr. Wolfgang Buschmann für die effektive Zusammenarbeit der Arbeits- und Sozialausschüsse beider Kreise auf der Grundlage der europäischen Empfehlungen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention). Brücke-Vorständin Heike Rullmann ergänzte, dass das Thema Schutz vor Gewalt gegen Frauen endlich kein „Konfliktthema“ mehr sei. „Gewalt gegen Frauen ist kein Frauenproblem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Lange hat es gedauert. Aber die gemeinsame Planung aller Akteure hat hier und jetzt gezeigt, dass der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt unter den politischen Entscheidungsträgern, der Verwaltung und der Sozialarbeit als gemeinsame Verpflichtung angesehen wird.“