„Impulse aus Schleswig-Holstein für den Bund übernehmen“ – GRÜNE-Bundesvorsitzende im Gedanken-austausch mit Mitarbeiterinnen des Rendsburger Frauenhauses. Andrea Gonschior (Brücke) verweist auf das Empfehlungspapier zur Umsetzung der „Istanbul-Konvention“ in Schleswig-Holstein. Konstruktive Koope-ration mit den Ämtern ein wichtiges Element der guten und effektiven Versorgung vor Ort
Zu einem ausführlichen Gedankenaustausch über Problemlagen und Verbesserungsbereiche in der Versorgung gewaltbetroffener Frauen sowie zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt trafen sich vorgestern Vertreter-innen der Partei Bündnis 90/Die Grünen mit Mitarbeiterinnen des Rendsburger Frauenhauses. Prominentester Gast war die grüne Bundesvorsitzende Ricarda Lang. Schleswig-Holstein gilt beim Schutz von Frauen und ihren Kindern durchaus als Vorreiter. Ricarda Lang zeigt sich vor allem bezüglich finanzieller Regelungen interessiert daran, „gute Erfahrungen bundeseinheitlich“ einzuführen. Schleswig-Holstein finanziert die Arbeit der Frauenhäuser über eine sogenannte Platzkostenpauschale aus dem Finanzausgleichsgesetz, was den Frauenhäusern grundsätzlich eine verlässliche Grundversorgung bietet und bundesweit einzigartig ist. Trotzdem fehlen Frauenhausplätze in Schleswig-Holstein; die Häuser sind fast immer voll und zu viele hilfesuchende Frauen müssen mit ihren Kindern abgewiesen werden. – Ein großes Problemfeld stellt dabei der Wohnungsmarkt dar. Die Frauen verweilen zu lange in Frauen-häusern, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Auch hier findet sich ein hilfreicher Ansatz in Schleswig-Holstein: Das Projekt Frauen_Wohnen, finanziert vom Gleichstellungsministerium, unterstützt die Frauen bei der Suche nach Wohnraum. Das Rendsburger Frauenhaus hofft, dass dieses Projekt ab 2023 fortgeführt wird. – Enge Kooperationen mit Ämtern wie dem Jobcenter, dem Bürgerbüro und vor allem dem Jugendamt seien ein Element effektiver Netzwerkarbeit berichtete Andrea Gonschior. Dass die Ansätze des Rendsburger Frauenhauses hohe Anerkennung findet, zeigte sich zuletzt in der Entscheidung der Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland, die sich in einem Ausschreibungswettbewerb um die Trägerschaft neuer Frauenhäuser für die Brücke entschieden hatten.
Bezahlbarer Wohnraum, Spürbare Konsequenzen für Täter, Migrationsrecht – Andrea Gonschior (links) erläutert akute Problemlagen
Die „Istanbul-Konvention“, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt ist seit 2018 in Deutschland geltendes Recht und zeigt sehr klar noch Entwicklungs-potential für Deutschland. Ziele des Abkommens sind neben der Gewaltverhütung, der Abbau von Diskriminierung, die Stärkung der Rechte von Frauen auch die Verbesserung des Hilfesystems. In einem rund zweijährigen Prozess unter Federführung des Landespräventionsrates und des Gleichstellungsministeriums erarbeiteten rund 50 Fachleute Handlungsempfehlungen für Schleswig-Holstein, die mit Interesse von der grünen Bundesvorsitzenden Ricarda Lang von Andrea Gonschior entgegen genommen wurden. „Im Focus“, so Andrea Gonschior, „stehen für uns die Themen bezahlbarer Wohnraum, spürbarere und konsequentere Strafverfolgung, intensivere Täterarbeit, Schutz in Hochrisiko-fällen sowie Verbesserungen im Migrationsrecht. Wir hoffen, dass die Empfehlungen kein bloß gedrucktes Papier bleiben, sondern dass gemeinsame Anstrengungen im Land zur Umsetzung unternommen werden“
Foto oben: Lea Reimann (Bündnis 90/Die Grünen), Direktkandidatin für Rendsburg, Laura Catharina Mews (Bündnis 90/Die Grünen), Direktkandidatin für den Wahlkreis Rendsburg Ost, Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen),Bundesvorsitzende, Andrea Gonschior (Brücke), Leiterin des Rendsburger Frauenhauses, Mitarbeiterin des Rendsburger Frauenhauses (aus Schutzgründen ohne Namensnennung), Solveyg-Stauch (Bündnis 90/Die Grünen), Kreisverband RD-ECK.