Herr Neitzke ist seit einigen Jahren ehrenamtlich für die Neue Heimat Rendsburg unterwegs. Er kennt das Haus seit seiner Kindheit, als es noch ein Armen – und Waisenhaus war. Als Kriegskind hatt er selbst dort teilweise gelebt. Als er in den „Unruhestand“ ging, war ihm klar, dass er ehrenamtlich im sozialen Bereich tätig werden möchte, was seiner beruflichen Laufbahn (Kinder- und Jugendarbeit) und seiner persönlichen Neigung entsprach. Zufällig hatte er damals einen Termin in einer Praxis in der Neuen Heimat. Auf dem Weg dorthin kam er am an einem Therapieraum vorbei, in dem eine Kollegin die Bewohner*innen zu einer Musikstunde eingeladen hatte. Er hörte die Bewohner*innen singen und wusste in diesem Moment, wie und wo er sich betätigen möchte und klopfte an die Tür.
Damit begannen seine „Musikalische Zeitreise“ durch die Jahrzehnte und verschiedene Musikstile, für die er jeden letzten Montag im Monat die Bewohner*innen begeistert. Von Edith Piaf über die Beatles bis zu neueren deutschsprachigen Schlagern – Herr Neitzke hat alles im Gepäck. Über 10.000 Titel hat er im Laptop gespeichert und erfüllt gerne Musikwünsche. „Zuletzt hatte sich ein 77-jähriger Bewohner die Rollung Stones gewünscht und so ertönte „I can’t get no satisfaction“. Nicht alle waren begeistert – aber gewünscht ist gewünscht. Zum Ausgleich wurde im Anschluss direkt `Ich liebe das Leben´ von Vicky Leandros gespielt und alle Zuhörer*innen waren versöhnt,“ berichtet Betreuerin Susanne Reitel.
Sie erkannte, dass Herr Neitzke die persönlichen, emotionalen Bindungen spürt, die Einzelne zu Musiktiteln haben, „dass sie gern in Erinnerungen schwelgen und richtig aufblühen. Er schlägt eine musikalische Brücke in die Vergangenheit. Wer möchte, ist auch herzlich eingeladen, zu tanzen. Für die Betreuungskräfte gehört die Assistenz beim Rollstuhl- oder Rollatoren-Tanz zum Repertoire und so kommt auch noch Schwung in die Bude“, freut sich Susanne Reitel. „Auch die Nichttänzer*innen sind in Bewegung. Schaut man hin, sieht man Oberkörper wippen, Füße im Takt auf den Boden oder Finger und Hände auf die Tischkante tippen“.