Zweiteilige Veranstaltung im Hohen Arsenal –
Mit einer Fachtagung und anschließender Poetry-Lesung ermutigte gestern das Netzwerk „Wir gegen Gewalt“ Besucher*innen und Zuhörer*innen, ins Gespräch zu kommen über die Themen Gewalt, Diskriminierung und Gleichstellung. Mit „motivierender Genugtuung“ nahm Andrea Gonschior (Brücke Frauenhäuser gGmbH) die einführenden Worte Marjam Samadzades auf: Die Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung betonte mit Hinweis auf den Koalitionsvertrag, dass der Themenkomplex „häusliche Gewalt“ dem Bereich „Innere Sicherheit“ zuzuordnen sei und damit zu den verfassungsrechtlich verpflichtenden, menschenrechtlichen Schutzaufgaben des Landes gehörten. „Damit erlebt auch unsere gemeinsame Arbeit ein Aufwertung“, so Andrea Gonschior. „Der hohe Wert der Gemeinsamkeit ist übrigens eine weitere zentrale Erfahrung, die wir hier heute gemacht haben: Kinderschutz, Opferschutz, Familien- sowie Frauenberatung stehen eng beieinander. Die Bereitschaft und der Wunsch der zahlreichen heute anwesenden Kommunalpolitikerinnen und –politiker nach Aufklärung und Beratung zeigt, dass wir hier in der Region ein Netzwerk von Profis darstellen.“
Fachtag-Teilnehmerinnen: „Die Anzahl häuslicher Gewalttaten und die Unkenntnis über dieses Ausmaß sind erschreckend.“
Bitterer Humor prägte dann die Auftritte der Poetry-Künstler*innen (Foto oben) Monika Mertens, Björn Högsdal, Selina Seemann und Florian Hacke. Ihre anekdotischen Schilderungen täglicher männlicher Ignoranz und Distanzlosigkeiten, der reaktionären Scheinheiligkeiten konservativer Familienpolitiker und der die Gleichstellung sabotierenden Medien (Werbung, Kinderbücher, Internet) wurde mit Gelächter quittiert – Lachen, das vor allem den männlichen Zuhörern aus Scham zeitweise im Halse steckenblieb. Den Künstler*innen ging es nicht um pauschales Männer-Bashing; was sie einfordern, ist „Haltung!“, so Monika Mertens. Florian Hacke erinnerte daran, dass Ina Deter 1982 dafür plädierte: „Neue Männer braucht das Land“, aber noch 1997, als das Strafgesetzbuch Vergewaltigung in der Ehe als eigenen Straftatbestand ins Gesetz aufnehmen sollte, immer noch 138 Abgeordnete im Bundestag dagegen stimmten – unter ihnen der heutige CDU-Vorsitzende. Bis zur Gleichstellung liegt noch ein weiter Weg vor uns; noch gilt „Frauen leben im eigenen Körper, der Gefahr bedeutet“ (Monika Mertens).